In Kenia flacht die Omikron-Welle bereits wieder ab. Maßnahmen gegen das Virus gab es kaum – trotzdem blieb die Katastrophe aus. Was sich daraus lernen lässt.
Plötzlich hatten alle die Grippe. Ein Covid-19-Test kostet in Kenias Hauptstadt Nairobi ziemlich viel Geld, außerdem kann er eine Menge Umstände mit sich bringen: bei positivem Ergebnis Quarantäne, Arbeitsausfall. Die meisten beließen es also bei der Grippe und fragten lieber nicht nach. In einem der besseren Krankenhäuser kommt man der Wahrheit etwas näher. Hierhin geht die urbane Mittelschicht, die sich eher testen lässt. Im Warteraum wird kräftig gehustet, einige dösen vor sich hin. Zwischen Weihnachten und Silvester waren hier 70 Prozent der Coronatests positiv, erzählt ein behandelnder Arzt.
Selbst die mit Vorsicht zu genießenden offiziellen Statistiken wiesen zu dieser Zeit eine Positivrate von 35 Prozent aus. Omikron ist wie ein Lauffeuer durch Kenia gefegt. Doch eine Spur der Verwüstung hat die Coronavirus-Variante nicht hinterlassen. Schon die vorherigen Wellen verliefen laut einiger Forscher glimpflicher als in Europa – trotzdem hatten sie das angeschlagene Gesundheitssystem in Kenia schnell an die Belastungsgrenze gebracht. Als die Deltavariante durch das Land rollte, war in Nairobi kein Intensivbett mehr frei. In anderen Landesteilen wurde der Sauerstoff knapp. Doch momentan ist es kein Problem, einen Platz in einer Covidstation zu bekommen – trotz Rekord-Infektionszahlen zur Jahreswende.
»Seit Mitte Dezember gibt es zwar wieder Einweisungen«, erzählt Shamsa Ahmed, Leiterin der Infektionsabteilung des M.P.-Shah-Krankenhauses in Nairobi. »Aber die schweren Verläufe sind selten. Es sind alles Ungeimpfte, unter ihnen sind auch einige gestorben.« Doch die Zahl der Intensivpatienten in Kenia liegt weit unter denen der vorherigen Wellen.
Spiegel.de
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