Brisante Details und Enthüllungen, die Ukraines Präsident Wolodymyr Selenkyj derzeit überhaupt nicht gebrauchen kann. Eine Insider-Biografie zweier Journalisten zeichnet ein schonungsloses Bild über Offshore-Konten, “Wagnergate” und den Krieg, in dem sich die Ukraine schon vor der russischen Invasion befand. „Die Oligarchen sind Geschichte“, twittert Selenskyj am 2. Juli 2021, nachdem er sein Oligarchen-Register einführte. Wer darauf steht, muss sein Einkommen ebenso wie Regierungsbeamte angeben. Eingetragene Oligarchen dürfen keine politischen Parteien finanzieren oder sich an größeren Privatisierungen von Staatseigentum beteiligen.
Medien-Mogul Rinat Achmetow hat unterdessen die Lizenzen seiner Sender an den Staat übertragen. Selenkyjs Krieg gegen die Oligarchen ist ein gewaltiger Schlag für die Medienvielfalt im Land. Auch Petro Poroschenko gibt bekannt, dass er seine drei Fernsehsender Kanal 5, Kanal und Espresso verkauft habe. „Der Hauptgrund für die Einführung dieses ‚Oligarchengesetzes‘ ist, die Kontrolle über die Medien zu erlangen“, sagt Poroschenko wütend.
Film über Pandor-Papers sollte gestoppt werden
Am 3. Oktober 2021 soll in Kiew der Film „Offshore 95“ Premiere feiern. Die Doku basiert auf den brisanten Pandora-Papers. Elf Millionen durchgesickerte Dokumente von finanziellen Dienstleistern liefern darin Enthüllungen über die Offshore-Konten Hunderter Regierungsvertreter in aller Welt. In den 2,9 Terabyte vertraulichen Informationen spielt Wolodymyr Selenskyj eine wichtige Rolle. Doch die Premiere wird in letzter Minute abgesagt. Das Theater werde renoviert und die Beleuchtung funktioniere nicht, hieß es in einer Nachricht an geladene Journalisten. Der Ukrainische Geheimdienst soll seine Finger dabei im Spiel gehabt haben. Die Absage der Premiere führte aber innerhalb weniger Stunden zu einem großen Skandal. Die Empörung war so groß, dass der Film doch noch am selben Tag gezeigt wurde.
Die Premiere der Doku “Offshore 95” sollte verhindert werden
“Hat Selenskyj Steuern hinterzogen?”
Dass Selenskyj über Offshore-Konten verfügt, ist damals nichts Neues. Im Jahr 2019 wurde bereits aufgedeckt, dass Selenskyj auf Zypern aktiv ist. Recherchen von Slidstvo.info haben ergeben, dass der damalige Komiker zusammen mit den Schefir-Brüdern und einem weiteren Mitarbeiter von Studio Kwartal 95 auch Firmen auf den Britischen Jungferninseln und in Belize besitzt. Im Mittelpunkt dieser komplizierten Unternehmensstruktur steht die bisher unbekannte Maltex Multicapital Corp., die auf den Jungferninseln registriert ist.
Diese hat offenbar seit 2012 insgesamt 40 Millionen Dollar von Unternehmen erhalten, die Ihor Kolomojskyj gehören. Das Unternehmen scheint auch Wohnungen im Zentrum Londons im Wert von 7,5 Millionen Dollar zu besitzen. Kurz vor der Präsidentschaftswahl übertrug Selenskyj seine Anteile an der Maltex Multicapital Corp. auf Serhij Schefir. Der Zweck dieser Offshores ist unklar. “Hat Selenskyj Steuern hinterzogen? Oder war das Studio Kwartal 95 an der Wäsche von kriminellem Geld für Kolomojskyjs Privatbank beteiligt”, fragen die invesitgativen Journalisten Steven Derix und Marina Shelkunova in ihrem Buch „Selenskyj. Die aktuelle Biografie“ das am 6. August erscheinen soll. Die Auszüge in diesem Artikel stammen aus dieser Insider-Biografie.
“Wagnergate”
Auch auf “Wagnergate” geht das Buch ein. Im Juli 2020 waren dreiunddreißig Söldner – zweiunddreißig Russen und ein Belarusse – in einem Kurort nahe der belarussischen Hauptstadt Minsk festgenommen worden. Es soll eine Aktion gewesen sein, um Dutzende Mitglieder der russischen Söldnergruppe Wagner, die im Donbass gekämpft hatten, in die Falle zu locken und zu verhaften. Man hoffte, die Männer könnten in ihren Aussagen einiges über die Rolle Russlands in diesem Konflikt ans Licht bringen. Und dass manche vielleicht mehr über den Abschuss von MH17 zu berichten hätten.
Die Geheimdienste hatten Scheinfirmen gegründet, um Wagner-Leute für einen Job als hoch bezahlter „Wachdienst“ in Venezuela anzuwerben. Der Plan sah vor, dass die Söldner auf dem Landweg von Russland nach Minsk fahren und von dort einen Flug nach Istanbul nehmen sollten, von wo aus es für sie angeblich nach Venezuela weitergehen sollte. Im ukrainischen Luftraum wäre die Maschine der Turkish Airlines dann zur Landung in Kiew gezwungen worden, wo die Söldner verhaftet werden sollten. Der Plan war so leichtsinnig, dass er zwangsläufig schiefgehen musste. Die unmittelbare Ursache für das Scheitern war jedoch Präsident Selenskyj selbst. Einen Tag vor dem geplanten Abflug der Söldner aus Minsk beschloss der ukrainische Präsident, die Operation zu verschieben. Die Folge: Dreiunddreißig Wagner-Söldner warteten in einem Ferienpark auf ihren Flug und wurden dort wegen ihres „für russische Touristen untypischen Verhaltens“ enttarnt. Zeugen hatten der belarussischen Polizei berichtet, dass sich dort durchtrainierte Männer in Militärkleidung aufhielten, die keinen Tropfen Alkohol tranken und selbst während des Discoabends in ihren Zimmern blieben. So kam es zur Festnahme im Juli 2020.
Exxpress.at
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