Amerikanisch-russische Geheimgespräche, um „vom Schlachtfeld an den Verhandlungstisch“ zu kommen
Es gibt offenbar nicht nur die bekannten Beziehungen zwischen der amerikanischen und der russischen Regierung, wenn man noch von Beziehungen sprechen will. Washington macht inzwischen alles, um Putin zum Paria und Russland zum Pariastaat oder -volk zu machen, während die Ukraine bereits von Terroristen spricht. Damit soll klar gestellt werden, dass man mit solchen Ausgestoßenen und Kriminellen nicht sprechen oder gar verhandeln darf, sondern sie besiegen, töten, strafen und einsperren muss.
Aber unterhalb der offiziellen Politik gibt es eine Gruppe von ehemaligen Regierungsangehörigen für Nationale Sicherheit, auch vom Pentagon, so berichtete NBCnews, die geheime Gespräche mit prominenten Russen und auch mehrere Stunden in New York mit dem russischen Außenminister Lawrow im April geführt haben. Genaueres über die Gespräche, auch nicht, ob es ein oder mehrere Treffen gegeben hat, wurde allerdings nicht bekannt. Der Sender beruft sich auf vier ehemalige und zwei tätige „Offizielle“. Bei den Gesprächen sei es darum gegangen, wie eine diplomatische Lösung zur Beendigung des Krieges gefunden werden könnte, die für beide Seiten gesichtswahrend ist.
Interessant ist, dass die ukrainische Seite offenbar nicht vertreten war, sondern dass man über den Kopf der Ukraine hinweg miteinander sprach, was nach offizieller und immer wiederholter Bekundung von Washington und der Nato gar nicht geht. Offiziell wird der Ukraine die Entscheidung überlassen, wann und wie Gespräche beginnen könnten, was natürlich absurd ist, weil die Ukraine vollständig von der Unterstützung und damit auch von den Interessen des Westens abhängig ist. Gegenüber der NBC sagte die ukrainische Regierung das Mantra, dass „das Schicksal der Ukraine nicht ohne die Ukraine entschieden werden kann“.
Interessant ist auch, dass die Gruppe offenbar aus Mitgliedern des einflussreichen „think tanks“ Council on Foreign Relations (CFR) – Herausgeber von Foreign Affairs – bestand, der amerikanische Interessen vertritt. Mit Lawrow soll sich Richard Haas, ein früherer Botschafter, Diplomat und bis vor kurzem CFR-Präsident , getroffen haben. Dabei sollen auch Charles Kupchan und Thomas Graham gewesen sein, die früher für das Weiße Haus und das Außenministerium gearbeitet haben. Kupchan hatte im April auch schon dafür geworben, die Ukraine möglichst weitgehend zu unterstützen, aber nach Wegen einer politischen Lösung zu suchen. Richard Haass and Charles Kupchan haben auch in einem gemeinsamen Artikel, der im April veröffentlicht wurde, überlegt, wie man „vom Schlachtfeld an den Verhandlungstisch“ kommen könnte. Das geht nach deren Ansicht nur mit der Abkopplung von ukrainischen Interessen:
„Über ein Jahr lang hat der Westen der Ukraine erlaubt, den Erfolg zu definieren und die Kriegsziele des Westens festzulegen. Diese Politik, unabhängig davon, ob sie zu Beginn des Krieges sinnvoll war, hat sich nun erledigt. Sie ist unklug, weil die Ziele der Ukraine mit anderen westlichen Interessen in Konflikt geraten. Und sie ist unhaltbar, weil die Kosten des Krieges immer höher werden und die westliche Öffentlichkeit und ihre Regierungen immer weniger bereit sind, sie weiterhin zu unterstützen. Als Weltmacht müssen die Vereinigten Staaten anerkennen, dass eine maximale Definition der Interessen, die in diesem Krieg auf dem Spiel stehen, zu einer Politik geführt hat, die zunehmend mit anderen Prioritäten der USA kollidiert.“
overton
Dieser Text druckt ausschließlich die Meinung des Autors aus. Fachtexte zum Thema Gesundheit oder medizinische Studien sollen auf keinen Fall eine Untersuchung oder Konsultation bei Ihrem Arzt ersetzen.